3. Dialog 30. August 2019

3. Bürgerdialog am 30.8.2019 im Klinkengrund im Zirkuszelt

Im Vorfeld des Bürgerdialoges hat das Team eine intensive Vorbereitung und Werbung gemacht. Ziel war es diesmal auch Menschen zu erreichen, die normalerweise nicht zu einem Bürgerdialog kommen würden. Neben der üblichen Werbung wurden lokale Persönlichkeiten einbezogen, insbesondere Frau Lydia Näther als Leiterin der Klinke 1 und Detlef Schwarz als Hausmeister. Auch der Kindergarten „Tausendfüssler“ wurde einbezogen und die AWO Mutter-Kind-Gruppe für geflüchtete Frauen. So konnten die syrischen Mütter durch eine organisierte Kinderbetreuung teilnehmen und sie waren es auch, die das Buffet für die Veranstaltung gestellt haben.

Das wichtigste Zugpferd war die Aufmerksamkeit für das Zirkuszelt des Puppentheaters Traumland, das eigens für den Bürgerdialog aufgebaut wurde und vormittags zwei Vorstellungen mit „Petterson und Findus“ und abends kostenloses Kasperletheater durchführte.

Das Zirkuszelt war dann auch um 15.00 an einem heißen Tag mit ca. 40 Teilnehmer*innen plus 7 Moderatoren/Moderatorinnen gut gefüllt. Die angebotene Kinderbetreuung wurde ausgiebig genutzt. Gut ein Drittel waren geflüchtete Menschen, ein weiteres Drittel Bewohner des Klinkengrundes, sowohl neu Hinzugezogene wie auch Altbewohner, und der Rest Interessierte aus Bad Belzig. Ein eigens von uns geschriebenes Kasperletheater eröffnete das Treffen mit einem etwas widerspenstigen, jedoch liebenswerten Kasperle, der nach anfänglichen Provokationen wie z.B. Müll ins Publikum werfen und Schimpfen, doch in einen Dialog mit dem Bürgermeister und Polizisten einwilligte.

Es gab 5 Tische mit 4-9 Teilnehmern plus einem Moderator. Davon war ein Tisch dem Thema der Findung von förderungsfähigen Projektideen und ein Tisch wieder dem Thema „Das wird mal ja wohl noch sagen dürfen!“ gewidmet. Am stärksten drehten sich die angesprochenen Themen um den Wunsch nach Kontakt, Austausch und Begegnung untereinander. Es wurden auch konkrete Vorschläge gemacht.

Die Idee eines Cafés als Begegnungsort im Klinkengrund erhielt mit Abstand die meisten Punkte (19 Punkte). Der persönliche Kontakt zwischen syrischen und deutschen Familien und der Wunsch nach einem Saal für Feiern, Geburtstage und Hochzeiten folgten. Der meiste Unmut wurde darüber geäußert, dass der Eingangsbereich zum Klinkengrund bei Edeka jetzt mit Müllcontainern voll gestellt ist und die Stadt insgesamt mehr Verantwortung für eine bessere Pflege, auch durch das Ordnungsamt mit Bußgeldern, übernehmen sollte. Es wurden einige Ideen geäußert, aber auf die Frage der Moderatoren gegen Ende der Veranstaltung, ob es auch die Bereitschaft zu einer Umsetzung bzw. Verantwortlichkeit vorhanden ist, gab es wenig Resonanz. Nur eine Teilnehmerin hat sich konkret bereit erklärt, ihre Idee eines Stadtteilcafés anzugehen. Die Umsetzung von Projekten braucht dementsprechend meistens eine Aktivierung und anfängliche Begleitung bzw. Patenschaft durch kompetente Personen. Wichtig wird dabei auch die weitere Begleitung und Unterstützung durch die Klinke 1 sein.

Auffallend war für uns auch, wie sehr durch die Vorstellungen des Puppentheaters am Vormittag und das weithin sichtbare Zirkuszelt, die Veranstaltung in den Klinkengrund ausgestrahlt hat. Noch gegen Ende der Veranstaltung kamen immer wieder neugierige Besucher, um in das Zelt hinein zu schauen. Das angebotene Puppentheater vereinte dann zum Schluss alle unterschiedlichen Gruppen in einem gemeinsamen Erlebnis. Neben dem eigentlichen Dialog gab es also auch starke, nicht so offensichtliche und un-geplante Erfolge und Wirkungen. Diese Erfahrung bringt uns in der Auswertung dazu, die Bedeutung von sozialer Kunst im Stadtteil als eine wichtige Möglichkeit anzusehen.

Die Veranstaltung wurde von den Teilnehmern positiv beurteilt. Von 21 abgegebenen Feedbackbögen wird der Dialog 14 mal als gut und 6 mal als überwiegend gut bewertet. 18 TN sagen dass sie ihre Gedanken gut einbringen konnten, 2 TN konnten sich überwiegend gut einbringen. Die Moderation wird 18mal als unterstützend und zweimal als überwiegend unterstützend bewertet.

Zitate: Wie ist es mir persönlich ergangen?

„Ich fand die Mischung aus „Ur-Belzigern“, „Geflüchteten“ und „Alternativen“ erfrischend und inspirierend.“

„Trotz Hitze und Kinderstimmen konzentrierte Atmosphäre. Genug zu trinken und schönes Gebäck –> sah einladend aus. Begegnung mit ganz anderen Problemen als eigene Lebenswirklichkeit erst befremdlich, dann erhellend.“

Was haben Sie Interessantes erlebt oder gelernt?

„Ich habe Erfahrungen von einem Mann gehört, der seit 60 Jahren im Klinkengrund lebt. Um so etwas zu hören, war ich hergekommen. Super!“

„Es ist sehr interessant zu wissen, dass die syrischen Frauen sehr gerne kontakt zu deutschen Frauen/Familien pflegen würden –> guter Ansatz für unsere Arbeit im Familienzentrum.“

„Bin erstaunt, was für ein wichtiger Faktor im Stadtleben Sauberkeit und Ordnung sind, fast mehr als innere Kontakte. Wurde sehr freundlich von einer Muslima über ihre Notwendigkeit, ein Kopftuch zu tragen, aufgeklärt.“

Waren die Moderatoren unterstützend für Sie oder Nicht?

„Hat gut vermittelt, gesammelt, Überblick gehalten.“

„Die Moderatoren waren freundlich, kompetent und offen. Sie ließen mich gut meine Fragen stellen, obgleich ich „viel Raum“ einnahm.“

„Sie haben die Fragen gut erklärt, wenn man die nicht versteht.“

Die Gestaltung des Goetheplatzes als Begegnungsort und die Ausrichtung von ko-kreativen Stadtteilfesten wurden von den TeilnehmerInnen selbst angesprochen.

Ein inspirierendes Beispiel für soziale Kunst als Teil der Stadtentwicklung ist in Halle in einem sozialen Brennpunkt umgesetzt worden. Dort haben sich freiwillig Bewohner einer Plattenbausiedlung gemeldet, deren Porträts dann im thematischen Entwurf als Wandmalerei an den Fassaden ihrer Häuser umgesetzt wurden.


Das verantwortliche Künstlerkollektiv Freiraumgalerie aus Halle hat dazu weitere Beispiele entwickelt https://www.freiraumgalerie.com/

Die Veröffentlichungen stellen keine Meinungsäußerung des BMFSFJ bzw. des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen trägt der Autor/ die Autorin bzw. der Projektträger die Verantwortung.“