5. Dialog (digital) 14. Mai 2020

 

5. Bürgerdialog „Bad Belzig spricht“ – diesmal digital!

Thema: Wie mit der Coronakrise leben?

Am 14. Mai 2020 fand der fünfte Bürgerdialog digital per Bildschirm statt. 16 Personen hatten sich angemeldet, von denen allerdings nur 10 dann real teilnahmen. Wir bildeten 3 Kleingruppen mit jeweils 4 Personen, so hatten 3 der anwesenden 6 Moderatoren die Gelegenheit selbst teil zu nehmen. Dirk Adams aus dem Respekt-Team empfing die Gäste schon vor Beginn um 19.00 Uhr, um ihnen eine technische Einweisung und Unterstützung anzubieten, was auch gut funktionierte.

Unter dem Motto “Leben mit Corona” ging es diesmal um einen Austausch über die eigenen Erfahrungen mit der Kontaktsperre und dem Stillstand des wirtschaftlichen und sozialen Lebens in der Krise gehen. Diese Fragen sollten nicht abstrakt und kontrovers diskutiert, sondern persönlich beantwortet werden. Um eine entspannte Stimmung dafür auch digital zu ermöglichen, gab es in einer Einstimmung kleine Lockerungsübungen wie z.B. sich am Bildschirmrand die Hände reichen und sich mit seinem Namen und wichtigen persönlichen Daten vorstellen. Beate Simon aus unserem Team führte durch eine Entspannungsübung, um auch körperlich und nicht nur mental anwesend zu sein.

Danach gab es eine 15-minütige geführte „Coronareise“, die zeitlich durch die Anfänge im Februar 2020 über den „shut down“ und die Einschränkungen bis hin zu den aktuellen Lockerungen führte. Jede/r konnte bei dieser „Zeitreise“ für sich in Ruhe nachvollziehen, welche Erfahrungen er und sie gemacht haben. Als Anregung wurden dabei folgende Fragen gestellt:

1. Wie hast du in dieser Zeit gelebt?

Wie geht es Dir? Bin Du alleine oder mit Familie/Partner/WG ? (Kinder, Partnerschaft, Arbeit/ Homeschooling/ Homeoffice? ) außerhäusliche Kontakte: Kollegen, Nachbarn, Freunde…digitale Treffen

2. Was für Gefühle und Themen hast du erlebt?

Was waren deine einschneidensten Veränderungen – positiv/negativ?

Welche Gefühle hast du erlebt? Angst vor Manipulation/Eingesperrt werden/ Verlassen sein/politische Fremdbestimmung/Existenzangst?

Verunsicherung/ Erklärungen / Theorien: Gab es Streit oder Harmonie in deinem Umfeld?

Bist Du überfordert, gelangweilt? Entspannt?

Sorge vor Infektion/Krankheit?

Wie nutzt du die Zeit?

Wo hast du konkrete Unterstützung erfahren? Was entstand an Positiven? Was entsteht Neues aus deiner Sicht?

3. Was wünschst Du dir?

Brauchst du Unterstützung? Bin Du eingebunden und versorgt? Was erhoffst du dir von der Zukunft (nach Corona)? Gibt es etwas, was du verändern möchtest in deinem Leben? Etwas wertvolles, was du in dieser Zeit erlebt und erkannt hast?

Nach einer kurzen Pause begann für 50 Minuten der Dialog in den Kleingruppen. Zunächst hatte jede/r für 4 Minuten Zeit ungestört über seine Erfahrungen während dieser „Coronareise“ zu sprechen? Danach war 20 Minuten Zeit für einen offenen Austausch.

Hier einige Themen (Stimmen von Teilnehmern):

Ich fand das Gespräch anregend mit den verschiedenen Perspektiven der TeilnehmerInnen. Auch in der Kleingruppe.“

Ich habe ein sehr wohlwollendes Miteinander erlebt, verschiedene Perspektiven auf das Thema Corona. Von ganz persönlichen Ängsten bis zu einer umfassenden Sichtweise die die Menschheit, die ja tatsächlich umfassend betroffen ist, in Betrachtung zieht. Gelernt habe ich, das zumindest die Teilnehmenden mehr oder weniger sich alle in einer einigermaßen komfortablen Situation befinden und so die Corona Krise verstärkt als Chance wahrgenommnen wird für Veränderung.“

Die Zuteilung von Redezeit hat es mir leicht gemacht, in der Kleingruppe zum Sprechen zu kommen. Das Online-Format hat mir sehr gut gefallen; dass ich von meinem Zuhause aus teilnehmen konnte, hat dazu beigetragen, dass ich sehr offen auch über Persönliches reden konnte.“

Eine Teilnehmerin berichtet, wie skurril sie eine Beerdigung erlebt hat, als jemand aus ihrem Freundeskreis gestorben ist, aber im Allgäu beerdigt wurde, und wo nur ein viel zu kleiner Personenkreis hinfahren konnte und keine Umarmungen stattfinden konnten. Dieser Beitrag hat andere in der Runde sehr berührt.“

Ein Teilnehmer berichtet, wie er als Musiker, der normalerweise viel Rückzugsraum braucht, während der Corona -Zeit sehr unter Einsamkeit gelitten hat, weil es keine öffentlichen Proben mehr gab und auch sonst wenig Austausch.“

Ich stoße immer wieder an die Grenze, wo ich merke, dass ich besserwisserisch bin und besser weiß, wie es richtig ist!“

 

In den letzten 2 Wochen der Corona Zeit kippte meine Stimmung, weil ich die Polarisierung in zwei Lager mehr und mehr mitbekam – die Vorsichtigen und die Wütenden – und damit fühle ich mich sehr unwohl.“

Unsere privilegierte Stellung als Fläminger, als Deutsche wurde gesehen. Die Frage war: Sind wir bereit für den Wandel? Corona erzwingt von der Außensteuerung zu einer Innenschau zu kommen, was verwirrend ist und beängstigend neu. Dieser Wandel und die Angst damit wegen Corona allein zu sein, das fordert manche Menschen ganz besonders. Es gibt eine starke Suche nach Dialog, Verbindung und Austausch.“

Abschließend sind wir für 15 Minuten zu einem Plenum zusammen gekommen, wo einzelne Teilnehmer noch zu allen anderen sprechen und auch die Moderatoren ihre Eindrücke aus den Kleingruppen mitteilen konnten.

Einige Stimmen aus dem Resumee (Feedback der Teilnehmer)

Schön wäre ein noch größerer Kreis – und in sofern die Hoffnung, das der nächste Dialog leibhaftig stattfinden kann.“

Digitaler Kontakt ist nicht weniger wert als persönlicher Kontakt. Das virtuelle Hände geben am Bildschirmrand fand ich sehr persönlich.“

Gute Einleitung und Einführung. Dadurch entstand eine offene Atmosphäre, in der ich mich willkommen gefühlt habe. Ich konnte mich gut äußern.“

Die Moderatoren haben gut eingeführt, Offenheit hergestellt und ich habe sie als präsent und zugewandt wahrgenommen.“

Zoom ist nur eine Ersatzmöglichkeit. Es ist gut gelungen, eine vertraute Atmosphäre herzustellen. Gleichzeitig entsteht nur eine temporäre Verbundenheit. Nach meiner Erfahrung schaffen persönliche Treffen eine größere Verbindlichkeit.“

Nach den Kleingruppen empfand ich die ganze Gruppe als näher, offener, weicher, verbundener.“

Demokratie ist ein Wert, den es zu schützen und zu stärken gilt.“

Die Veröffentlichungen stellen keine Meinungsäußerung des BMFSFJ bzw. des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen trägt der Autor/ die Autorin bzw. der Projektträger die Verantwortung.“